Erster belgisch-deutscher Energiegipfel in Zeebrügge

Premierminister Alexander De Croo und Bundeskanzler Olaf Scholz trafen sich in Zeebrügge zu einem belgisch-deutschen Energiegipfel. Dabei handelt es sich um den ersten bilateralen Energiegipfel zwischen Belgien und Deutschland.
Neben den Regierungschefs nahmen auch Energieminister Van der Straeten und der deutsche Staatssekretär für Wirtschaft und Klima an den Konsultationen teil, ebenso wie Interessenvertreter aus dem Energiesektor. Sie legten die Prioritäten der Zusammenarbeit im Energiebereich für die kommenden Jahre fest. Die energiepolitische Zusammenarbeit zwischen Belgien und Deutschland ist nicht neu. Der Krieg in der Ukraine, die Bedeutung der Versorgungssicherheit und die Thematik der Energiewende haben unsere Zusammenarbeit im vergangenen Jahr beschleunigt.
Was wurde beschlossen?
- Wasserstoff
Bis 2028 wollen Belgien und Deutschland ihre Wasserstoffinfrastruktur aneinander koppeln. Beide Länder verfolgen bereits heute eine ehrgeizige Wasserstoffstrategie, die auf beiden Seiten durch einen nationalen Wasserstoffrat flankiert wird, in dem zentrale Partner aus Wirtschaft und Behörden vertreten sind.
Durch die Verknüpfung ihrer jeweiligen Wasserstoffinfrastruktur bis spätestens 2028 stellen Belgien und Deutschland eine dauerhafte Integration ihrer Industriecluster sicher.
- Gaslieferungen nach Deutschland verdoppeln
Der Hafen von Zeebrügge spielt eine entscheidende Rolle für die Gasversorgung Deutschlands. Nach Norwegen ist Belgien heute der zweitwichtigste (Transit-)Partner für Deutschland.
Belgien beabsichtigt, die Transitkapazität nach Deutschland in naher Zukunft zu verdoppeln. Die dafür notwendigen Arbeiten werden noch in diesem Jahr aufgenommen. Diese enge LNG-Kooperation bildet auch eine solide Grundlage für die weitere Vertiefung unserer Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff, wobei in Zukunft dieselbe Infrastruktur genutzt werden soll.
- Erneuerbare Energien
Belgien wird auch mit Deutschland im Bereich der erneuerbaren Energien zusammenarbeiten.
Diese bilaterale und regionale Zusammenarbeit erfolgt weitgehend im Bereich der Nordsee. Neben der Zusammenarbeit mit unseren Nordsee-Partnern konzentriert sich die bilaterale Kooperation auf die Entwicklung von hybriden und grenzüberschreitenden Offshore-Projekten. Auch in der Ostsee sind solche Projekte geplant.
Der ehrgeizige Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein wichtiger Pfeiler der europäischen Souveränität und der langfristigen Stärkung unserer Volkswirtschaften. Die Erklärung von Esbjerg hat den Grundstein für ein ehrgeiziges Engagement im Energiebereich gelegt.
- Elektrifizierung
Seit 2020 sind die belgischen und deutschen Stromnetze über die Alegro-Verbindungsleitung direkt miteinander verbunden. Um die zunehmende Elektrifizierung und Zusammenarbeit in der Nordsee auch in Zukunft zu gewährleisten, wird die Studie für den Bau einer zweiten Verbindungsleitung in Angriff genommen.
Belgien und Deutschland werden außerdem gemeinsam neue flexible Anwendungen entwickeln, um den Strommarkt effizienter zu gestalten und die Nutzung von Strom zu optimieren.
Beide Länder werden auch gemeinsam daran arbeiten, die Marktkopplung zwischen Kontinentaleuropa, dem Vereinigten Königreich und Irland voranzubringen. Diese Marktkopplung ist ein wesentlicher Mechanismus im Hinblick auf einen leichteren Ausbau bzw. eine bessere Integration der Offshore-Energie in der Nordsee.
Intensivierung der Zusammenarbeit
Angesichts der weltweiten Entwicklungen im Energiesektor ist die strukturelle Zusammenarbeit zwischen Belgien und Deutschland von großer Bedeutung. Die Zusammenarbeit im Energiebereich wird von einer hochrangigen Kontaktgruppe für Energiefragen geleitet.
Die Regierungschefs und Minister werden regelmäßig zusammentreffen und bei Bedarf weitere Initiativen ergreifen, um die Energieunabhängigkeit Belgiens und Deutschlands zu maximieren.